Der Neato Botvac 75 im Überblick
Bevor wir zu den Unterschieden im Vergleich zum ebenfalls von uns getesteten Botvac 85 kommen, werfen wir einen Blick auf die technischen Daten. Auch äußerlich unterscheiden sich die Geräte übrigens kaum:
- Giftgrüne anstatt blaue Bedienelemente zieren die Oberseite des 75er-Modells, was technisch natürlich kein Unterschied ist.
- Dieser Staubsauger Roboter arbeitet mit einer reduzierten Leistung, „nur“ 36 Watt im Vergleich zu 43,2 Watt der größeren Neato-Geräte bringt das Gerät auf den Fußboden. Vor allem auf Teppich sollte die schwächere Performance zu einem merklichen Unterschied führen, auf den wir später noch genauer eingehen.
- Mit einer Höhe von 10,2 Zentimetern unterscheidet sich die Konstruktion des Geräts nicht von den anderen Saugrobotern des Unternehmens. Das bedeutet, dass es sich um einen der höchsten Roboter überhaupt handelt. Nehmen Sie darauf Rücksicht, bevor Sie Ihre Kaufentscheidung treffen. Der Neato Botvac 75 passt nicht unter jedes Sofa und jeden Schrank.
- Die Lautstärke wurde subjektiv leicht gesenkt, was angesichts der schwächeren Leistung kein Wunder ist. Leider liefert der Hersteller keine Dezibel-Werte, sodass wir selber nachmessen mussten, um die 66 dB Schalldruck zu ermitteln. Damit ist er noch immer zu laut, um ihn permanent durch die Wohnung fahren zu lassen, während Sie Ihre Ruhe haben möchten.
- Ein HEPA-Filter ist auch bei diesem Staubsauger Roboter mit an Bord. Sie können ihn mit wenigen Handgriffen wechseln und zusätzliche Exemplare kosten etwa 10 Euro pro Stück. Für Allergiker gibt es keine bessere Möglichkeit Hausstaub loszuwerden.
Unterschiede zum Botvac 85
Eine wirklich ausschlaggebende Differenz dürfte für die meisten Käufer nicht vorliegen: Im Inneren des Neato Botvac 75 befinden sich zwei der erwähnten Staubfilter, bei seinem größeren Bruder sind es drei Stück. Außerdem kommt das 85er-Modell mit einer sogenannten Kombinationsbürste in den Handel. Diese eignet sich dazu Tierhaare aufzunehmen. Ob sich in der Praxis wirklich ein Unterschied feststellen lässt, klären wir später im Härtetest. Zunächst werfen wir einen Blick darauf, was der Saugroboter überhaupt kann – und was nicht.
Multifunktionstalent für einen angemessenen Preis
Sehr überrascht waren wir über die Tatsache, dass Neato auch bei diesem Modell zahlreiche der Oberklasse-Features mitgenommen hat. Dazu zählen unter anderem die folgenden Funktionen:
- Programmierung: Der Neato Botvac 75 verfügt über eine ausgewachsene Programmierfunktion. Das heißt, dass Sie ihn für alle sieben Wochentage getrennt einstellen können. Sie legen Zeiten für Arbeitstage und die Freizeit fest, für das Wochenende und für den Urlaub. Insgesamt ist das sehr praktisch, da der Staubsauger Roboter dann einfach automatisch aus seiner Ladestation losfährt und auch wieder zu ihr zurückkehrt. Während die Funktion selbst einwandfrei funktioniert, können wir an dieser Stelle gleich loswerden, dass der Saugroboter zu früh wieder zur Ladestation fährt. Der Akkustand war bei uns häufig noch gut gefüllt und auch die theoretischen drei Stunden Laufzeit wurden nur selten erreicht.
- Effizientes Scanning: Auch beim kleinsten Staubsauger Roboter aus dem Hause Neato behält der Hersteller die Scan-Funktion bei: Der Saugroboter fährt nicht chaotisch durch die Gegend, sondern erstellt eine dreidimensionale Karte des Raums. Das sorgt dafür, dass er statische Hindernisse erkennt und sie nicht aggressiv anfährt, sondern rechtzeitig abbremst. Auch wenn der Neato Botvac 75 im Einsatz ein wenig hektisch und sehr schnell bei der Arbeit ist, umfährt er jedes Hindernis mit Bravour – zumindest in unserer Testwohnung, die nicht mit allzu vielen losen Gegenständen auf dem Fußboden ausgestattet ist.
- Erinnerungsvermögen: Der Neato Botvac 75 weiß, in welchen Räumen er bereits war, wenn er bei der Arbeit ist. Es besteht daher nicht die Gefahr, dass der Staubsauger Roboter in ein bereits gereinigtes Zimmer zurückkehrt und dort noch einmal von vorne beginnt. Dieses Feature funktioniert komplett ohne zusätzliche Geräte, Sie müssen also keine virtuellen Leuchttürme wie bei iRobot aufbauen oder andere Gegenstände einsetzen. Daraus resultiert auch die sehr hohe Laufzeit von beinahe drei Stunden: Der Saugroboter vermeidet doppelte Arbeit sehr effizient. Aber: Sobald er an die Ladestation zurückkehrt, wird die Erinnerung gelöscht. Er würde nach dieser Pause also möglicherweise wieder in einem Zimmer beginnen, das er erst vor wenigen Stunden gesaugt hat.
- Reinigung in Kanten und Ecken: Während der Fahrt nimmt der Neato Botvac 75 besonders auf Wände, Kanten und Ecken Rücksicht. In der Praxis sieht das so aus: Mit der länglichen, abgeflachten Seite nähert er sich einer Wand und schmiegt sich daran an, anschließend fährt er daran entlang. Das Resultat ist eine sehr exakte Reinigung, die bis in den letzten Winkel jeder Ecke vordringt. In unserem Test hat er feine Härchen ebenso beseitigt wie groben Schmutz. Um diese Kantenreinigung zu aktivieren, müssen Sie dem Staubsauger Roboter nicht zusätzlich Bescheid sagen. Er befindet sich einfach von Haus aus in diesem Modus und nimmt davon nur Abstand, wenn Sie ihn für eine Spot-Reinigung anhalten. Praktisch ist dies bei Haustieren, wie unserer Katze, denn die Haare aus den Lieblingsliegeorten in den Ecken wurden immer gut aufgesaugt.
Die Arbeitsweise des Neato Botvac 75
Jeder Roboter geht derzeit nach einem von zwei möglichen Mustern vor:
- Insbesondere die iRobot-Geräte sind große Anhänger der chaotischen Fahrt quer durch den Raum. Schlecht ist diese Taktik offensichtlich nicht, denn das Ergebnis spricht für sich: Diese Roboter genießen einen exzellenten Ruf, sodass „Chaos“ in diesem Zusammenhang nicht mit „Unordnung“ gleichzusetzen ist.
- Interessanter in Bezug auf den Neato Botvac 75 ist jedoch das geradlinige Abfahren eines bestimmten Musters: Vor der Arbeit scannt der Staubsauger Roboter den gesamten Raum und erstellt einen Plan. Diesem Grundriss folgt er dann auf geraden Linien, die er mit einigen rechten Winkeln garniert. Das Gerät erweckt genau den gegenteiligen Eindruck zu den planlosen Roombas. Allerdings wird der Roboter im Praxiseinsatz niemals wirklich ausschließlich gerade Strecken zurücklegen, denn Möbel und andere Gegenstände werden ihn zu Kurskorrekturen zwingen. Gerade zwischen Tisch- und Stuhlbeinen scheint er deutlich zu viel Zeit zu verbringen, die Arbeitsweise der iRobot-Geräte gefällt uns hier besser. Dafür gewinnt der Neato Botvac 75 jedoch auf freiem „Gelände“ – insgesamt ein Unentschieden.
Saugergebnisse im Härtetest
Zunächst haben wir den Saugroboter auf harten Untergrund losgelassen. Parkett, Laminat und Fliesen waren seine Gegner, auf Steinböden oder Holzdielen sollte er aber dieselben Ergebnisse erzielen. Wie nicht anders zu erwarten war, macht der Neato Botvac 75 seine Arbeit extrem gut und Staub, Dreck und Schmutz verschwinden bereits beim ersten Kontakt. Probleme bekommt der Staubsauger Roboter mit etwas festgetretenem Dreck, wie er beispielsweise im Eingangsbereich vorkommen kann; damit unterscheidet er sich jedoch nicht von jedem anderen Gerät. Trotz der recht aggressiven, schnellen Fahrweise hinterlässt der Botvac 75 übrigens keine Kratzer, Dellen oder Schrammen auf Parkettfußboden, selbst wenn die Fahrweise häufig ein wenig rabiat aussieht.
Teppiche sind für jeden Staubsauger Roboter jedoch die echte Abschlussprüfung – an welcher der Neato Botvac 75 jedoch nicht scheitert. Flache Varianten (wie vielleicht Fußmatten) befreit er sehr schnell von Schmutz, solange dieser nicht bereits festgetreten ist. Auf hohen Teppichen arbeitet er generell etwas langsamer und mehr als zwei Zentimeter darf der Höhenunterschied außerdem nicht betragen, da der Roboter den Teppich sonst einfach nicht hinaufklettern kann. Hier zeigt sich dann auch tatsächlich der Leistungsunterschied, vom dem wir zu Beginn geredet haben: Die 36 Watt reichen nicht mehr ganz aus, um die letzten Krümel aus einem von uns präparierten Teppich zu holen. Fairerweise müssen wir sagen, dass derartig tief in den Teppich eingearbeiteter Dreck in der Realität nicht vorkommen sollte. Im Alltag wird Ihnen der Saugroboter also gute Dienste erweisen – unabhängig vom Untergrund.
Kollisionserkennung auf dem Prüfstand
Komplett ohne virtuelle Wände, Leuchttürme oder ähnliche Geräte, wie wir sie von den iRobot-Geräten kennen, kommt der Neato Botvac 75 zu Ihnen nach Hause. Stattdessen vertraut er auf einige Sensoren und das erwähnte Scanning-System, damit er Hindernissen ausweichen kann. Dieses Vorhaben gelingt bei größeren Möbelstücken und auch typischen Einrichtungsgegenständen wie Tischen und Stühlen. Bei sehr kleinen Objekten versagt das Erkennungssystem jedoch hin und wieder, sodass er diese winzigen, leichten Elemente an- oder umfährt – wie Schuhe, Blumentöpfe oder wahllos auf dem Fußboden platzierte Gegenstände. Recht selten kommt es außerdem vor, dass er gegen eine geöffnete Tür fährt und diese dann fast schließt, sodass der Roboter nicht mehr entkommen kann – sehr kurios und ebenso witzig anzusehen, aber eigentlich natürlich nicht gewollt.
Damit so etwas nicht zu häufig passiert, hat der Hersteller dem Gerät Magnetbänder beigelegt – und die funktionieren so: Sie nehmen das Magnetband und platzieren es an einem beliebigen Ort in Ihrem Haushalt. Sie dürfen es zwischen zwei Stuhlbeinen spannen, an Objekte kleben oder auch einfach auf den Fußboden legen. Registrieren die erwähnten Sensoren das Magnetfeld, kehrt der Roboter um oder umfährt zumindest das Hindernis.
Auch wenn diese Technologie funktioniert, stören uns doch immer dieselben zwei Eigenschaften bei allen Geräten, welche die Magnetbandtechnologie verwenden:
- Ihr Haushalt sieht, falls Sie sehr viele Bänder verwenden (um vielleicht diverse Zimmer, einen Schreibtisch, einige Blumenvasen und andere dekorative, zerbrechliche Elemente und die Haustiere abzuriegeln), sehr schnell ein wenig entstellt aus. Die tiefgrauen Magnetbänder sind nicht besonders hübsch anzusehen. Virtuelle Wände á la iRobot sind unsichtbar und Sie können sie schnell verschieben und versetzen – aber dafür benötigen diese Geräte Batterien.
- Sie müssen alle Magnetbänder vor der Arbeit erst platzieren und anschließend wieder einsammeln. Das trifft auf virtuelle Wände zwar ebenfalls zu, aber diese sind in ihrer Reichweite nicht begrenzt. Sie können viele Meter mit einer einzigen Infrarotwand abriegeln, das Magnetband hingegen schafft diese Distanz nicht – teure Neuanschaffungen für längere Bänder stehen im Raum.
Der große Makel: die Fernbedienung
Am deutlichsten wird Ihre Kaufentscheidung für einen neuen Staubsauger Roboter vielleicht durch die fehlende Fernbedienung beeinflusst: Sie können den Neato Botvac 75 nicht aus der Ferne programmieren, ihn anhalten oder in einen anderen Modus wechseln lassen. Alle Einstellungen finden direkt am Gerät und auf dem farbigen Display statt. Wir finden diese Tatsache nicht übermäßig schlimm. Es erscheint uns jedoch etwas merkwürdig, bei einem gut ausgestatteten Saugroboter wie dem Neato Botvac 75 auf solch ein recht wichtiges (und nicht besonders schwer zu implementierendes) Element zu verzichten.
Fazit
Ebenso wie das 85er-Modell gönnt sich auch der Neato Botvac 75 fast keine Fehler. Die großen Unterschiede betreffen die etwas geringere Leistung und der Verzicht auf spezielle Tierhaarbürsten. Letztere machten in unserem Test keinen Unterschied, die schwächere Performance spüren Sie jedoch auf hohen Teppichen. In diesem Fall ist eine Investition in das teurere Modell ratsam. Davon abgesehen bringt der Neato Botvac 75 alles mit, was ein moderner Staubsauger Roboter können muss: viel Leistung, viele Funktionen und eine einfache Reinigung treffen auf einen HEPA-Filter und eine lange Akkulaufzeit – eine ganz klare Empfehlung!