Interessante Technik, ansprechendes Design – aber…
Beim Auspacken waren wir zunächst von der Ästhetik dieses Staubsauger Roboters begeistert: Das Design wirklich zeitlos elegant, die dunkle Hochglanzoberfläche mit einer etwas helleren Fassung an den Außenseiten weiß zumindest uns zu gefallen. Recht schnell haben wir aber festgestellt, dass sich erst zeigen muss, ob der Miele Scout RX1 auch langfristig an dieser Optik festhalten kann: Die ebenfalls mit Klavierlack versehenen Außenbereiche sowie die Oberseite sind empfindlich für Kratzer, bei den zahlreichen Zusammenstößen im Leben eines Saugroboters würde es uns nicht wundern, wenn er bereits nach wenigen Monaten nicht mehr wiedererkennbar ist.
Komplett ohne Kritik kommt jedoch die Lautstärke des Geräts aus: Der Miele Scout RX1 ist einer der leisesten Staubsauger Roboter, die uns je begegnet sind. Nur 60 dB(A) dringen aus dem Inneren des Geräts, selbst teure Topmodelle wie der iRobot Roomba 980 oder der Vorwerk Kobold VR200 sind lauter. Nein, flüsterleise ist auch dieser Saugroboter damit nicht, aber er unterbietet zahlreiche Kollegen mit Ökofunktion noch einmal deutlich – sehr schön! Allerdings geht dies auf Kosten der Leistung: Nur 22 Watt stellt der Miele-Roboter zur Verfügung, die beiden genannten Konkurrenten bringen es auf 30 und 33 Watt. Ob das im Alltag wirklich einen Unterschied ausmacht, werden wir in einem der folgenden Abschnitt diskutieren.
Was uns gestört hat ist das Fehlen eines echten HEPA Filters. Montiert ist hier ein Feinstaubfilter und diese sind einfach in der Preisklasse eines solchen Gerätes unserer Meinung nach nicht ausreichend. Interessanterweise hat auch der noch teurere Kobold VR200 keinen HEPA Filter, aber die Modelle des Herstellers iRobot haben diesen HEPA Filter zumeist standardmäßig montiert. Entsprechend würden wir den Miele Scout RX1 nicht für Allergiker empfehlen, denn hier ist ein HEPA Filter einfach Pflicht.
Intelligente Navigation – sagt Miele
Der Miele Scout RX1 ist mit „Smart Navigation“ ausgestattet, was nichts anderes ist als eine optische und sensorische Erkennung der Umgebung durch den Roboter in den Worten der Marketingabteilung von Miele. In unserem Test klappte diese Erkennung einwandfrei, vier verschiedene Säuberungsmodi kann das Gerät dadurch anbieten:
- Im ersten Modus fährt der Saugroboter brav seinen Weg ab und erledigt die Arbeit vollautomatisch. Das heißt, dass er nicht nur saubermacht, sondern auch selbstständig an seine Station zurückkehrt. In unserem Test funktionierte das jedes Mal, bei etwa 25% Akkuleistung macht er die Kehrtwende – da hätte das Gerät aber noch immer viel Zeit gehabt, länger zu arbeiten.
- Einen Spot-Modus beherrscht das Gerät ebenfalls, damit können Sie den Staubsauger Roboter direkt auf einem Punkt arbeiten lassen. Der ideale Einsatzzweck sind verschüttete Krümel oder auch Matten in einem Eingangsbereich, die jeden Tag stark verschmutzt werden. Sie können diese Funktion auch über die Fernbedienung auslösen.
- Der Ecken-Modus legt besonderen Wert darauf, in Ecken und an Wänden ein gutes Resultat zu erzielen. Dafür verbleibt der Miele Scout RX1 in diesen Arealen ein wenig länger, die insgesamt gereinigte Fläche nimmt dadurch natürlich ab – aber dafür sind Ecken sauberer. Unserer Erfahrung nach räumt aber auch die Standardeinstellung effektiv in diesen Gebieten auf.
- Wenn es schnell gehen muss, verwenden Sie den Turbo-Modus. Das ist allerdings nicht zu empfehlen, wenn sehr viel Schmutz die Wohnung verunstaltet hat, denn sehr dreckige und/oder verstaubte Böden reinigt er dann nicht mehr zu 100% – was insbesondere auf schwierigen Teppichböden gilt.
Insgesamt finden wir es äußerst lobenswert, dass der Miele Scout RX1 über eine derartige Vielfalt von Programmen verfügt. Im Alltag dürfte jedoch der Automatikmodus mit Abstand am häufigsten zum Einsatz kommen.
Kein Chaos mit dem Miele Scout RX1
Anders als beispielsweise die iRobot-Geräte folgt dieser Staubsauger Roboter einem klaren Muster bei der Reinigung. Einerseits ist das praktisch, weil Sie dann sehr genau abschätzen können, wie viel Zeit noch bis zur Reinigung eines bestimmten Zimmers übrigbleibt. Auch gibt es Menschen, die diese klaren Strukturen dem Chaos-Prinzip der Roombas einfach vorziehen. Das ist allerdings Geschmackssache, da beide Varianten gute Resultate erzielen können.
Andererseits gibt es Situationen, in denen dieser Saugroboter ein wenig Schmutz nach hinten aufwirbelt (wie etwa bei schnellen Drehungen in einer Ecke). An diese Stelle wird er dann nicht wieder zurückkehren, da er schließlich denkt, dieses Gebiet bereits gereinigt zu haben. Letztendlich haben also beide Systeme Vor- und Nachteile und Sie müssen selbst entscheiden, ob Sie einen „Chaos-Roboter“ oder eine geradlinige Variante vorziehen. Wenn Sie schon einmal einen Vorwerk-Roboter wie den VR200 verwenden haben, wird Ihnen das Muster bekannt vorkommen.
Der Dauerläufer unter den Saugrobotern?
Sie wohnen in einem besonders großen Haushalt? Dann ist der Miele Scout RX1 vielleicht genau die richtige Investition. Bis zu 150 Quadratmeter reinigt das Gerät laut Produktbeschreibung, in der Realität können Sie eher mit Werten von 120 bis 140 Quadratmetern rechnen – was noch immer ein gewaltiges Areal ist und deutlich oberhalb der Reichweite zahlreicher Roomba-Roboter liegt, die meistens irgendwo bei 60 bis 100 Quadratmeter stagnieren. Allerdings müssen Sie sich vorstellen, dass diese Werte unter bestmöglichen Bedingungen erreicht werden. Das heißt: Glatte Fußböden, wenige Hindernisse und ein möglichst rechtwinkliger Aufbau der Räume.
In der Tat ist nämlich die Performance auf Teppich weniger begeisternd: Insbesondere hohe Teppiche zeigen, dass die Leistung von 22 Watt dann nicht mehr ausreicht. Schmutz, der vom Roomba 980 beispielsweise problemlos aus den Fransen gezogen wird, verbleibt bei diesem Staubsauger Roboter im Fußboden. Gerade angesichts des hohen Preises hätten wir hier eine bessere Leistung erwartet. Wohlgemerkt muss Sie das nicht stören, wenn Sie ohnehin in einer typischen Parkettwohnung leben. Auf glattem Untergrund machen dem Gerät nur angetrocknete oder festgetretene SchmutzpartikelSchwierigkeiten, aber diesen Nachteil teilt sich der Roboter mit allen anderen Wesen seiner Art.
Fakt ist: Sprengt Ihr Haushalt die Grenze von 100 Quadratmetern, ist der Miele Scout RX1 mehr als nur einen kurzen Blick wert. Kein anderer bislang von uns getesteter Saugroboter kommt auf eine ähnlich gute Leistung. Würde das Gerät nicht viel zu früh zur Ladestation zurückkehren, wäre sogar eine noch höhere Leistung möglich.
Arbeit, wann Sie es wollen
Ähnlich wie andere Geräte aus der Mittel- und Oberklasse bietet auch der Miele Scout RX1 eine Programmierfunktion. Das heißt, dass Sie den Staubsauger Roboter arbeiten lassen können, auch wenn Sie nicht zu Hause sind. Es handelt sich um eine derjenigen Funktionen, ohne die Sie nicht mehr leben möchten, wenn Sie sie einmal erlebt haben. Beispielsweise können Sie ihn von montags bis freitags alle zwei Tage um 9:00 Uhr morgens anfangen lassen – wenn Sie bereits zur Arbeit gegangen sind und nicht mehr durch den Lärm (der, wir müssen es noch einmal erwähnen, bei diesem Gerät sehr niedrig ausfällt) gestört werden. Am Wochenende definieren Sie andere Zeiten – oder Sie verzichten komplett auf die Programmierung und drücken stattdessen die Taste auf der Oberseite.
In unserem Test klappte die Programmierung einwandfrei. Mit wenigen Tasten lässt sich der Staubsauger Roboter an Ihre Bedürfnisse anpassen, das beleuchtete Display macht dies sogar im Halbdunkel möglich. Am bequemsten funktioniert die Programmierung über die Fernbedienung, was besonders dann zutrifft, wenn Sie vielleicht schon einige Jahre älter sind und Sie der Rücken plagt.
Wir können übrigens eine automatische tägliche Reinigung dringend empfehlen: Die niedrige Leistung macht sich nämlich bei größeren Wohnungen bemerkbar, er braucht dann häufig mehr als einen Durchgang, um wirklich alle Winkel zu erreichen. Lassen Sie den Miele Scout RX1 jeden Tag arbeiten, ist er schneller fertig und belästigt Sie nicht so lange mit seiner Anwesenheit.
Kuriose Lösung für Raumabgrenzungen
Bei iRobot sind es virtuelle Wände, andere (hochpreisige) Geräte von Vorwerk beispielsweise erkennen Hindernisse automatisch – doch beim Miele Scout RX1 müssen Sie ein Band spannen. Ja, richtig gelesen: Im Lieferumfang befindet sich ein magnetisiertes, leicht elastisches Band, das Sie verwenden können, um beispielsweise den Durchgang einer Tür abzusperren oder auch den Bereich um einen Schreibtisch abzuriegeln.
Positiv daran ist: Es funktioniert. Das Band benötigt keine Batterien wie die iRobot-Wände und wenn der Staubsauger Roboter dagegen fährt, dreht er einfach sofort um. In unserem Test klappte das in ausnahmslos allen Versuchen.
Die negativen Aspekte überwiegen jedoch: Natürlich können Sie ein solches Band nur dann spannen, wenn Sie überhaupt zwei gegenüberliegende Elemente haben – wie Tisch- oder Stuhlbeine –, an denen Sie die Bänder befestigen können. Außerdem wirkt die Lösung einfach nicht besonders filigran für einen Saugroboter im 500-Euro-Bereich. Das Spannen von Bändern, um Eindringlinge abzuwehren, passt einfach nicht zu einem modernen Stück Technik.
Fazit: Soll ich den Miele Scout RX1 kaufen?
Große Wohnungen jenseits der 100 Quadratmeter Grundfläche mit viel Parkett schmecken diesem Staubsauger Roboter besonders gut. In diesem Fall treffen Sie oft eine gute Wahl. Die schwache Leistung auf Teppich wirkt jedoch ebenso abschreckend wie die anachronistische Lösung für die Raumabsperrung. Ein Magnetband wirkt wie eine eilig im Labor zusammengebastelte Lösung. Insgesamt stimmen jedoch Leistung und Features. Günstigere Geräte mit einem identischen Funktionsumfang gibt es aber auch – wie beispielsweise in Form des Roomba 650. Ein Geheimtipp könnte der Miele Scout RX1 für lärmempfindliche Personen sein, denn einen leiseren Roboter werden Sie wohl nicht finden können.